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11 Monate Babyglück.... oder nicht?

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Nun ist meine Tochter 11 Monate alt. Noch einen Monat und sie wird schon ein Jahr alt sein! Ein Jahr! Ein ganzes Jahr!
Wenn ich auf die vergangenen 11 Monate zurückblicke und in mich hinein horche, kommen da sehr gemischte Gefühle hoch. Viele davon sind nicht gerade positiv oder glücklich! Ja, so ist es!

Oft höre ich, wenn ich von meinem schwierigen, ja anstrengenden Alltag spreche "Schau doch, wie süß sie ist!" und "Man kann sie doch nur lieb haben!"
Natürlich! Es ist mein Kind, es ist meine Tochter! Um nichts in der Welt würde ich sie hergeben wollen. Ich würde niemalsnicht sagen "Hätte ich es doch bei einem Kind belassen!" Denn dann wäre ich nicht komplett. Ohne dieses Kind, ohne meine Tochter, wäre ich nicht vollständig! Und trotzdem und das sage ich mir immer wieder, als selbsternanntes Mantra: "Die Zeit wird kommen!" Ich sehne mich jetzt schon sehr nach der Zeit, wenn die Tochter so selbstständig sein wird, dass sie sich immer mehr alleine beschäftigen kann. Wenn auch andere Bezugspersonen, wirklich ein Bezug für sie sind und genutzt werden. Wenn nicht mehr ich ihr absoluter Mittelpunkt bin.

Eine Freundin sagte mal, es gäbe aus ihrer Babyzeit im Grunde keine Fotos. Und sie sagte auch, ihre Mutter beschrieb sie als sehr anstrengendes Baby. Ich habe mir damals kaum vorstellen können, wie man sein Baby nicht ständig fotografieren möchte. Ich kann garnicht zählen, wieviele Bilder ich vom Sohn habe, gerade aus der Babyzeit. 
Nun.... jetzt verstehe ich es! Ich habe von der Tochter einige Schnappschüsse, viele mal schnell mit dem Smartphone geknipst. Aber wirklich qualitativ hochwertige Bilder mit der Kamera sind selten. Die Zeiten, die wirklich schöne Bilder, ergeben würden, sind knapp und wenig und meist auch schnell wieder vorbei. Da ist das Smartphone oft griffbereiter und schneller gedrückt. Zu schnell wäre der schöne Moment wieder zerstört, würde ich mich entfernen um die Kamera zu holen, denn dann wäre ich kurz weg und das hat sich zwar deutlich gebessert, aber toll findet das die Tochter immer noch nicht, von mir getrennt zu sein. 
Und nein, ich weiß natürlich, dass ist in dem Alter völlig normal, aber Gesamtheit dieses ständigen Verfügbarseins, ist anders, ist mehr. Ist einfach viel intensiver, als ich es z.B. vom Sohn her kenne. Und dieser war in seiner Babyzeit auch sehr anhänglich. 

Es wird alles besser, wirklich! Ich sehe die Fortschritte, ihre kleinen Schrittchen, sich von ihrem Lebensmittelpunkt, mich, Stück für Stück in die Welt hinauszutrauen. Ich sehe was sie in 11 Monaten alles geschafft hat, gerade weil sie durch ihre Blockaden und Verspannung so viel behindert wurde, lange Zeit. Ich sehe und liebe ihr wundervolles Lachen, ihre glänzenden Augen dabei. Wenn sie ihr Köpfchen dabei zur Seite neigt und alle um sie herum verzaubert. "Außenwirkung perfekt!", nennt es eine Freundin von mir. Ja, das ist das, was alle anderen um mich herum sehen. Diese Momente, diese Entwicklung. Das Wundervolle!

Ich selbst gehe dabei im Moment irgendwie verloren... Schlafmangel, Müdigkeit, Augenringe... ich bin viel schneller genervt... ich mag mich so nicht. Ich mag nicht, dass der Sohn, der nun einen großen Schritt weiter kommt in seiner Autonomie, dadurch oft zu kurz kommt und ich ihm nicht das Verständnis entgegen bringen kann, das ich müsste. Ich tue gerade schwer daran mich täglich zu prüfen. Mit Schlafmangel, fast zum Scheitern verurteilt. Ich gebe mein Bestes.

Tja, was will ich mit diesem Text eigentlich aussagen? Vielleicht ist er vielmehr für mich. Einfach mal niederschreiben, dass die Babyzeit eben nicht immer rosarot mit Wattepuscheln ist. Das ich mich nicht glücklich fühlen muss. Damit ich mich irgendwann zurückerinnern kann und mir auf die Zunge beiße, wenn ich ein zuckersüßes Baby mit müder Mama sehe und nicht sagen werde"Aber es ist doch sooo süß!". In diesem Text schwingt aber auch das Wissen darum, dass unsere Babys nicht ewig kleine Babys bleiben werden. Mit jedem Tag, den sie wachsen, entwickeln sie sich. Mit jedem Tag mehr, brauchen sie uns weniger. Und auch wenn uns viele Tage erscheinen, als müssten wir uns irgendwie nur vor dem Ertrinken retten, es ist gut zu wissen, dass wir es nicht tun werden. In den vergangenen 11 Monaten gab es so manche Momente, in denen ich dachte, ich halte das so nicht mehr lange durch und immer dann schlich sich meist schon eine Veränderung ein. Etwas, dass man erst garnicht so wahr nimmt, im anstrengenden Alltag.
Ich habe vor vielen Monaten mal einen Blogartikel schreiben wollen, der da hieß "Irgendwo zwischen verzaubert und erschöpft" und dann war ich zu müde ihn zu schreiben... wenn ich diesen Entwurf öffne, schaut mich ein leeres weißes Blatt Papier an. Ja, ich schaffe so vieles nicht, was ich gerne tun würde, weil ich für jemanden der Mittelpunkt seines Seins bin. Und es ist verdammt anstregend, es ist hart und nicht einfach und oft fühl ich mich einfach nicht glücklich, aber natürlich bin ich verzaubert. Dieser kleine Mensch, ist mein Baby, ein Wunder und es braucht mich und es wird größer werden und wachsen und irgendwann wird alles besser. Das hält über Wasser... und jetzt geh ich schnell ein paar Fotos knipsen!

P.S.: Früh morgens, noch ganz alleine, mit einer Tasse Kaffee in der Hand, in dieser Nacht musste ich außnahmsweise nur 1 Stunde die Tochter durch die Nacht tragen, nicht 2 oder gar 3 Stunden... frage ich mich, ob ich diesen Beitrag wirklich posten will.... Ich habe zwei gesunde Kinder, ein wunderbares Netz aus Familie und Freunden, ein Dach über dem Kopf und muss mir nicht allzuviele finanzielle Gedanken machen. All das ist ein Teil vom Glück. Familienglück ...übertreibe ich nicht also etwas? Aber spätestens, wenn ich denke, jetzt hab ich noch etwas Luft für mich... höre ich es meist durch das Babyphone rufen...

Seht ihr die beiden Schlafräuber? Zahnen scheint bei der Tochter jedenfalls nicht einfach so nebenbei zu passieren... das ist mit richtig viel Schmerz, Unwohlsein und allem was doof ist verbunden... jedenfalls sind die beiden Zähnchen seit letzten Mittwoch da und nun jammert die Tochter schon wieder... mal sehen wie lange es diesmal dauert, bis sich die nächsten Zähne rausgequält haben.


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