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Schwangerschaft mit Hashimoto Thyreoiditis

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Einige von euch werden sich jetzt sicherlich fragen, was genau denn dieses Hashimoto sein soll. Für diejenigen ist dieser Blogbeitrag heute sicherlich nicht sehr interessant.
Für alle anderen Leser, die selbst davon betroffen sind, möchte ich heute meine bisher gemachten Erfahrungen niederschreiben. 
Hashimoto Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Es ist eine chronische dauerhafte Entzündung der Schilddrüse, die bei manchen Betroffenen zuerst eine Überfunktion der Schilddrüse bewirkt, auf lange Sicht aber, bildet sich daraus eine Unterfunktion. Mindestens jeder 10. Mensch ist davon betroffen. Die Dunkelziffer ist sicherlich deutlich höher. Denn obwohl offensichtlich soviele Menschen davon betroffen sind, wird die Erkrankung von vielen Ärzten nicht ernst genommen. Da diese Erkrankung auf den Hormonhaushalt des Körpers zielt, gibt es viele begleitende Erkrankungsbilder, viele Nebenbaustellen und auch psychische Probleme können hinzukommen.
Es gibt Menschen, die eine jahrelange Leidensodyssee hinter sich haben, teilweise als psychisch krank abgestempelt und mit Antidepressiva ruhig gestellt wurden. Selbst angebliche Fachärzte nehmen viele Symptome nicht ernst, schauen sich ausschließlich die Schilddrüse an und sehen keine Notwendigkeit darin, weiteren Probleme, welche die Patienten ansprechen, nachzugehen. Es ist erschreckend, frustrierend und stellt für viele Patienten auch eine schlimme Einschränkung in ihrem Leben da. 
Denn, wer nicht gut eingestellt ist, der ist eingeschränkt. Manche Verläufe sind so schlimm, dass dadurch die Arbeitskraft komplett zum Erliegen kommt. 

Ich hatte damals viel Glück. Als ich Veränderungen an mir merkte: Schlappheit, Lustlosigkeit, beginnende Depressionen... konsultierte ich meinen Hausarzt. Kurz davor wurden bei meiner Mutter Knoten an der Schilddrüse festgestellt und dann auch operativ entfernt. Ich erzählte meinem Arzt davon und er veranlasste sofort ein Blutbild. Dies bestätigte meine Vermutung und er verwies mich an einen Nuklearmediziner. Weitere Untersuchungen dort ergaben, dass ich an Hashimoto erkrankt war und nun mit entsprechenden Medikamenten eingestellt werden musste. Dies gelang auch sehr gut und ohne Probleme. Jahrelang musste ich mich mit meiner Erkrankung kaum befassen. Hin und wieder Blut abnehmen, schauen ob alle Werte noch stimmten, eventuell erhöhen, fertig. Ich hatte sonst keine Nebenbaustellen.

Dann kam der Kinderwunsch. Ich wusste das viele Schilddrüsenpatienten, vor allem auch diese mit Hashimoto Probleme mit dem Schwangerwerden hatten und ich ließ zunächst nochmals alle notwendigen Blutwerte prüfen, ob ich auch richtig eingestellt war. Alles passte und *zack* war ich auch schon schwanger. Dies wiederholte sich auch so bei den weiteren Schwangerschaften (1. Schwangerschaft war leider eine Fehlgeburt, die Zweite brachte das Herzkind hervor und nun in der 3. bin ich mit Wunschkind 2.0 schwanger), ich musste meinem Mann sozusagen nur tief in die Augen blicken... ihr wisst was ich meine...

In der Schwangerschaft ist die Kontrolle der Schilddrüsenwerte sehr wichtig, denn bei anhaltenden Fehlfunktionen könnte dies auch die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen. Die Werte sollten laut Internet und Fachärzten alle 4 Wochen kontrolliert werden, denn schnell können die Werte in der Schwangerschaft entgleisen. Das musste ich auch feststellen...

In der Schwangerschaft mit dem Herzkind schoßen meine Werte in ungeahnte Höhen und es musste entsprechend dagegen reguliert werden. Mein bisheriges Körpergefühl ließ mich hierbei im Stich, denn wie sollte ich die allgemeine Schwangerschaftsmüdigkeit und die Müdigkeit durch eine schlecht eingestellte Schilddrüse unterscheiden. Ich konnte und kann es auch in dieser Schwangerschaft nicht.

In der Schwangerschaft mit dem Herzkind schafften wir es relativ schnell, die Schilddrüse wieder gut einzustellen, auch weil ich das Jod wegließ, welches immer so sehr als notwendig erachtet wird. Gerade Hashimoto-Patienten haben oft Probleme mit Jod. Dieses heizt die Schilddrüse nur noch mehr an und fördert die Probleme. Bei einer allgemeinen Jodüberversorgung in Deutschland machte ich mir auch wenig Gedanken, dass ich nun zu wenig Jod zu mir nehmen könnte.

In der jetzigen Schwangerschaft ließ ich daher bewusst Jod von Anfang an weg. Meine Schilddrüsenwerte entgleisten trotzdem wieder. Darüber machte ich mir zunächst keine Gedanken, war es doch in der vorherigen Schwangerschaft genauso. Es begann also wieder die Gegensteuerung durch höhere Medikamentengaben.... aber es half nichts. Zig Blutentnahmen und Erhöhungen später, sind die Werte noch erschreckend und zum Glück habe ich einen Schilddrüsenspezialisten in der Nähe gefunden, bei welchem ich gestern war. 

Diesen gefällt das alles garnicht, auch in Hinblick auf die Gesundheit des Kindes und besorgte mir umgehend einen Termin in der Uniklinik Heidelberg zu weiteren Abklärung. Dort muss ich nun also am Dienstag hin... ich kann mir zwar aufgrund der bisherigen unauffälligen Untersuchungen bei meiner Frauenärztin und Hebamme und auch den guten Ergebnissen bei der Feindiagnostik nicht vorstellen, dass etwas nicht mit meinem Wunschkind 2.0 stimmen kann, trotzdem ist solch eine eventuelle Möglichkeit, das etwas sein könnte, nicht angenehm. Und dann muss man auch noch bis Dienstag abwarten, bis es zu einer Klärung kommt und wie die weitere Vorgehensweise bei meiner Schilddrüsenentgleisung sein wird...

Auf jeden Fall bin ich jetzt froh, in wirklich erfahrenen Händen zu sein, die genau wissen, was bei dieser Autoimmunerkrankung zu beachten ist und das auch Nebenbaustellen wichtig sind. Denn auch meine Vitamin D und B12 - Werte sind im Kellerbereich angesiedelt und müssen beachtet werden. Alles hängt im Körper zusammen und so können natürlich auch diese Werte, die Arbeit meiner Schilddrüse beeinflussen und auch umgekehrt. Es ist zum Mäusemelken.

Ich wundere mich also weiterhin nicht, über meine Abgeschlagenheit, über die Müdigkeit und das doch immer mal wieder etwas liegen bleibt, auch das Blogschreiben. Ich schaffe es einfach nicht, ich brauche Ruhepausen und muss mich hinlegen. Auch hier ist es wieder schwierig zu unterscheiden, kommt das alles nur von der Schilddrüse oder auch von der Schwangerschaft. Denn vielen Frauen wird es schwanger mit Kleinkind, Haushalt und Beruf nicht unähnlich ergehen, auch ohne Schilddrüsenerkrankung. Wahrscheinlich könnte ich aber schwanger Bäume ausreißen, wenn ich richtig eingestellt wäre... garnicht mal so schlechte Aussichten.

Nun ja, jetzt warte ich den Dienstag ab und hoffe/erwarte, dass mit dem Wunschkind 2.0 alles in Ordnung ist und mir mit diesen sehr bescheidenen Schilddrüsenwerten geholfen werden kann. 

Wem von euch geht es ähnlich? Was habt ihr für Erfahrungen mit eurer Erkrankung gemacht? Und wer hatte vielleicht eine ähnliche Diagnose in der Schwangerschaft und eine Schilddrüse, die sich nicht einstellen lassen wollte? Was wurde unternommen? 
Ich freue mich schon auf eure Berichte und warte sehr interessiert und neugierig.



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