Auch wenn es nun schon 10 Tage her ist, ich möchte heute noch davon berichten! Am Samstag, den 09.05. marschierten wir zum zweiten Mal in Worms, um für unsere Hebammen zu demonstrieren und schlußendlich auch für unsere eigene Rechte als Frauen.
Ich glaube viele Menschen vergessen das! Es geht hier nicht nur um die Hebammen, es geht im Grunde um viel mehr! Es geht darum, dass Haftpflichtversicherung und mittlerweile sogar die Krankenkassen unser Rechte als Frauen, auf eine selbstbestimmte Geburt in einem Maße beschneiden wollen, die das Selbstbestimmungsrecht eigentlich vollkommend außer Kraft setzt und das aus absolut fadenscheinigen Begründungen!
Schon seit einigen Jahrzehnten gibt es sehr verlässliche Statistiken zur Geburt, sei es klinisch, als auch außerklinisch. Die angeblichen mehr Gefahren, die eine außerklinische Geburt zu einer klinischen Geburt bergen soll, sind Humbug! Sie werden uns von Menschen vorgespielt, die gerne alle Geburten in Krankenhäusern sehen wollen, denn diese Menschen, diese Lobby, wollen Geld sehen! Klinikgeburten bringen mehr Geld, sie sind durchgeplanter, sie bergen für Versicherungen weniger Risiken, warum auch immer....
Angeblich sind klinische Geburten sicherer... nur für wenn, das ist hier die Frage.... wenn ich immer wieder von vielen Interventionen lese, die ganze Interventionsschleifen nach sich ziehen, die eine Geburt mittlerweile zu fast 30 % in einem Kaiserschnitt enden lassen... (die WHO sieht Kaiserschnitten-Raten über 10% als sehr fraglich an...), wenn ich lese das Frauen das eigene Körpergefühl abgesprochen wird ("Was sie haben Schmerzen? Kann nicht sein, sie sind Erstgebärende, sie wissen garnicht was Schmerzen sind!"), wenn angeblich stillfreundliche Krankenhäuser, so garnicht stillfreundlich sind ("Ich hab ihrem Kind mal die Flasche/Schnuller gegeben...").... ja, für wen ist die klinische Geburt und alles danach wirklich sicherer? Ja, ihr lest, mir wird da ehrlich gesagt, viel zu viel in einen ganz natürlichen Verlauf hineingegriffen, bei dem man einfach mal abwarten sollte.
Abwarten! Das tun unsere Hebammen! Sie wissen, wie eine natürliche Geburt ablaufen kann, das Wehenpausen auch ganz normal sein können und sie können frühzeitig durch die 1:1 Betreuung, Unregelmäßigkeiten im Geburtsverlauf erkennen und so doch noch eine Verlegung ins Krankenhaus anstreben. Und auch dort enden viele abgebrochenen außerklinischen Geburten noch in einer natürlichen Geburt.
Es geht als bei den Demos um unsere Hebammen, nicht nur um außerklinische Geburten, es geht darum über sich selbst bestimmen zu dürfen und keinen unnötigen Interventionen unterliegen zu müssen, nur weil es die Krankenhausanweisung so vorsieht. Eine Geburt ist nicht planbar! Greift man in den Geburtsverlauf ein, kann das die ganze Geburt ins Stocken bringen!
Hebammen fangen Frauen regelmäßig auf, die nach Krankenhausgeburten völlig fertig sind, an sich selbst und ihrem Körper nicht mehr glauben oder sogar regelrechte Geburtstraumen erleiden. Meine Hebammen berichteten mir schon oft, dass sie Wochenbett-Depressionen von ihren Hausgeburts-Frauen kaum kennen... von Frauen, die sie im Wochenbett, nach einer Klinikgeburt betreuen, aber sehr wohl und auch sehr regelmäßig! Da müssen Scherben aufgelesen werden! Wer würde, das machen, wenn es unsere Hebammen nicht mehr gibt? Unsere Hebammen können Sprünge kitten, bevor schwerste Depressionen daraus werden oder gar Schlimmes passiert. Was wäre, wenn sie nicht mehr da wären? Wo sollen diese Frauen hin, wenn doch Psychologen und Psychiater jetzt schon mit den "normalen" Fällen auf Monate hinaus ausgebucht sind, bevor man überhaupt mal Termine bekommt?
Wo sollen wir Frauen mit all unseren Fragen zum Stillen, Milchstau, Milcheinschuß, Beikoststart, Babyproblemchen usw. hin, wenn es diese als Ansprechpartner nicht mehr gibt? Wohin?
Es würden klaffende Lücken entstehen und schon alleine das Antesten von manchen Frauen, die sich am Streiktag des 05.05.2015 an Krankenkassen mit diesen Sorgen zu wenden, zeigte auf, sie wären mächtig überfordert!
Und dann wollen uns diese Krankenkassen auch noch vorschreiben, dass eine außerklinische Geburt ab dem errechneten Entbindungstermin + 1 Tag nicht mehr von ihnen getragen und bezahlt werden? Die Frauen müssen zur Geburt ins Krankenhaus? Wo ist die natürliche Geburt geblieben? Wurde hier vergessen, das ein errechneter Geburtstermin nichts aussagt? Das Geburten 2 Wochen davor, aber auch 2 Wochen danach eigentlich völlig normal sind? Ich glaube, habe aber gerade keine Zahlen vorliegen, es driftet eigentlich sogar noch weiter auseinander. Wieso will uns das die Krankenkassen vorschreiben? Aus Sicherheitsgründen? Die soll mir mal jemand erklären! Erklärung von Seiten der Kassen gibt es bisher aber nicht.... ich kann nur hoffen, dass diese Regelung niemals in Kraft treten wird.
Für all das, sind wir auf die Straßen gegangen, für unsere Hebammen und für unsere Rechte. Wir waren viele Mütter und unsere Hebammen, die dieses Ereignis geplant haben. Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir es medienwirksamer gestalten können und setzten daher auf unsere Trauer und Ängste, auf Särge (!!!), auf schwarze Trauerkleidung und schwarze Luftballons. Wir wollten zeigen, was verloren gehen kann, wenn nicht bald etwas geschieht. Wenn die Politik sich nicht bald einklinken wird und nicht nur leere Worte schwingt und dann doch wieder nichts passiert!
Die scharzen Luftballons bekamen wir freundlicherweise vom hello Party, einem Online-Shop für wundervolle Partyartikel gesponsert. Vielen lieben Dank!
Die Luftballons haben eine richtig gute Qualität und ließen sich problemlos mit Helium befüllen und sorgten für Gesprächsstoff bei den Passanten, die unseren Demozug kreuzten. Wieso trugen diese Menschen schwarz, wieso hielten sie schwarze Luftballons? Wieso trugen sie Särge???
Der Zug wurde von insgesamt 500 Personen. Mütter, Väter, Kinder, Hebammen, Großeltern usw. begleitet. All diese Menschen haben das Problem erkannt. Im Verhältnis zu vielen anderen Demos in größeren Städten, hatten wir einen großen Demozug. Aber es war mir dennoch viel zu wenig! Ich verstehe nicht, warum nur so wenige das Problem wirklich erkennen. Sind sie alle so von Krankenhäusern, Krankenkassen und den Versicherungen eingelullt? Wieso?
Der Demozug endete vor den Praxisräumlichkeiten meiner Hebammen und dort kam es dann noch zu einigen Reden auf dem Podium. Es wurde genaustens die Problematik erklärt, was ohne Haftpflicht passiert, wie es dann weitergehen wird. Es wurde erläutert was uns Frauen und auch uns Eltern ohne Hebammen fehlen wird. Der Oberbürgermeister selbst setzte sich für die Hebammen ein und auch die vorhandene Politik war pro Hebammen. Aber ob das alles helfen wird? Ob das immer mal wieder kurze Aufflackern von Demos für unsere Hebammen helfen kann? Es ist einfach zu wenig! Es erreicht zu wenig Leute, zu wenig mediale Präsenz? Wir hören von Erzieherinnensreik, von Lokführer-Streiks. Aber lesen oder hören wir irgendwas davon, dass die Existenz unserer Hebammen bedroht ist?
Wieder wurde eine Petition gestartet, auf die ich gerne noch hinweisen möchte. Die unseren Hebammen helfen soll. Schon fast 100.000 Menschen haben diese gezeichnet. Das ist eine große Zahl! Aber wird sie etwas ändern? 100.000 auf über 80 Millionen Einwohner in Deutschland.... das ist nichts.... das interessiert unsere Politik nicht wirklich. Ich bitte euch daher, unterzeichnet diese Petition, verbreitet sie überall, teilt sie auf Facebook oder in welchen Sozial Medias ihr auch immer seid. Liebe Blogger, schreibt darüber. Es gibt soviele Mama-Blogs. Es wird meiner Meinung zu wenig darüber berichtet!
Ich weiß nicht, wie es weitergehen wird und ich fühle mich sehr machtlos, ob dieser Übermacht durch Versicherungen, Krankenkassen und Krankenhäusern, die der natürlichen Geburtshilfe den Hahn abdrehen wollen. Ich hoffe, es wird sich noch eine Lösung finden, für unsere Hebammen und vor allem für uns Frauen!