Meine Instagram-Leser verfolgen meine täglichen Berichte schon länger. Das Schlafverhalten der Tochter ist derzeit schwierig. Sie wird stündlich wach, bis sie schläft kann sie zig Mal innerhalb kürztester Zeit wieder wach werden und beruhigen und einschlafen kann sie entweder nur beim Stillen oder wenn das nicht mehr klappt, ausschließlich in der Trage. Meine Kilometerkonto explodiert sicherlich bald. Hätte ich gewusst, welch Tragebaby mich erwartet, ich hätte mir wohl einen km-Zähler frühzeitig besorgt. Ich wäre sicherlich erstaunt, welche Zahl durch die abendlichen und nächtlichen Wanderungen dort schon stehen würde.
Meine lieben LeserInnen kommentieren dies mit ehrlichem Mitleid, tollen Durchhalteparolen und viel Verständnis. Ich bin sehr dankbar, dass ich mich dort etwas "ausheulen" darf und jeden Tag aufs Neue, im Grunde, das Gleiche posten kann. Wen würde es auch sonst interessieren? In der realen Welt wird zwar gerne gefragt, ob die Tochter denn nun besser schläft, aber wenn ich das dann mit "Nein" beantworte, kommt oft nur noch ein Achselzucken und ein "Da musst du eben durch!". Natürlich muss ich das! Dass weiß ich auch! Dafür brauch ich diese schlauen Sprüche wirklich nicht! Schon garnicht, wenn man an manchen Tagen so übermüdet ist, dass man wirklich im Stehen schlafen möchte.
Da freue ich mich wirklich, wirklich sehr über meine Online-Gemeinschaft, über den Online-Clan, wie es Susanne von Geborgen Wachsen schon vor einer Weile formulierte und worüber sie auch schon öfters Vorträge gehalten hat. Der Online-Clan besteht aus Menschen, die man sich speziell sucht oder die sich finden, da sie einfach ähnliche Interessen haben und sich austauschen wollen. Gerade wer Nachts um 3 Uhr mit wachem Baby aufsteht, der findet Online meist eine andere Mutter, der es gerade eben so geht. Etwas gegenseitiges Seelenstreicheln tut da einfach nur gut!
Manchmal schreiben mir Leser "Wie hälst du das nur durch? Woher nimmst du diese Geduld?" Ich gebe zu, ich bin selbst überrascht, ob dieser Gelassenheit, die ich meist an den Tag lege. Ich kann mich an ähnliche Szenarien mit dem Sohn erinnern, da war zu später Stunde irgendwann nur noch wenig Geduld und Verständnis da. Wer als Kinderloser seinen Schlaf zu schätzen wusste, der wusste wie toll es war sich hinlegen zu können, wenn man müde ist, ob mittags oder abends. Der trauerte diesem Schlaf einfach unendlich hinterher und es ist schwer zu verinnerlichen und anzunehmen, dass da nun ein kleines Wesen ist, welches einem an diesem wichtigen Schlaf hindert und das auch garantiert nicht mit böser Absicht.
Mein Sohn, mein erstes Kind, hat hier noch viel mit mir mitmachen müssen. Ich habe noch allerhand ausprobiert, wie es mit dem Schlaf doch noch klappen könnte. So manche Aggression stieg mit mehr werdendem Schlafmangel in mir hoch und musste schwer geschluckt werden. Oft kam es dann auch zum Streit mit dem Partner in diesen Momenten, in denen man das Kind gerne "abdrücken" wollte, damit dieser doch auch endlich mal was tun sollte, obwohl man im Grunde wusste, das Kind lässt sich vom Papa doch sowieso nicht trösten und landet schlußendlich wieder bei einem selbst.
Irgendwann konnte der Sohn immer besser schlafen, der Schlaf kam mit der Entwicklung des Kindes. Und auch die Akzeptanz, dies so hinzunehmen, wie es eben ist, stieg bei mir und verhalf zur entspannteren Einschlafbegleitung. Mein Körper gewöhnte sich schnell wieder an den tollen und vielen Schlaf, welchen er wieder bekam.
Und dann kam die Tochter... irgendwo im Hinterkopf wusste ich, es wird nun wieder von vorne los gehen und ich stellte mich darauf ein... und dann schlief sie durch... ich war so voller Glückseligkeit. Und dann, war es wieder vorbei! Seit dem wird der Nacht- und auch Tagschlaf immer kürzer und kürzer und für mich anstrengender und anstrengender. Aber zu meiner eigenen Überraschung, halte ich durch! Ich nehme es hin. Manchmal auch vor mich hingrummelnd, natürlich... mit einem Lächeln sicherlich nicht!
Ich stehe mit ihr Nachts auf, wenn sie wach ist. Ich stille auch nach einer Stunde wieder, wenn sie mich gerade aus einer Tiefschlafphase reisst. Ich schaukle sie im Halbschlaf 1 Stunde durch die Wohnung, auch Nachts um 4 oder schaue dabei der Sonne zu, wie sie hinter den Häusern auftaucht und den Tag ankündigt.
Vielleicht habe ich mit dem ersten Kind gelernt, dass Schlaf nicht erzwingbar ist, nicht durch die Eltern lernbar. Vielleicht habe ich durch die Online-Gemeinschaft gesehen, es geht nicht nur mir so. Vielleicht ist es ein Mix aus Beidem und dem Wissen darum, dass es so doof es klingt "Irgendwann auch wirklich besser werden wird".
Trotzdem zeigt der Schlafmangel Spuren. Mir platzen Äderchen in den Augen, ich sehe aus wie ein Zombie, meine Konzentration ist nicht die Beste, der Haushalt muss an manchen Tagen einfach liegen bleiben, der Mann hat im Moment auch nicht viel von mir und dann sind da nun noch die Sommerferien... der Sohn ist Zuhause und braucht ebenfalls Aufmerksamkeit... wobei ich oft nicht mehr weiß, wie ich das schaffen soll... und Blogbeiträge? Die kann ich dann in so Momenten wie jetzt schreiben, in denen ich sowieso wach bin, weil ich die Tochter tragen muss... stehend an der Küchenzeile, wippend und tippend. Eigentlich bin ich dafür zu müde, oft bleibt das Blog auch einfach liegen, dieser steht wirklich an allerletzter Stelle auf meiner täglichen sehr überschaubaren Liste, an Dingen, die ich gerne doch erledigen würde... aber das Blog ist so ziemlich das Einzige, was ich im Moment wirklich nur für mich tun kann.
Meine Tochter und ich bilden im Moment eine Einheit. Ihr Blick sucht meinen Blick. Ihr Blick sucht in meinem Blick Bestätigung, dass alles Gut ist. Ihr Körper sucht meine Nähe. Meine Nähe ist Sicherheit, meine Nähe ist Geborgenheit. Hier kann sie sich fallen lassen. Hier weiß sie, es ist alles ok und gut.
Es ist nicht die Geduld, die mich durchhalten lässt. Geduld alleine kann solch eine lange Durststrecke an Schlaf und Me-Time nicht überbrücken. Es ist vielmehr das Wissen über kindliche Bedürfnisse, es ist das Annehmen und Akzeptieren einer Situation, die nicht änderbar ist. Die sich aber irgendwann ändern wird und das es das eigene Kind ist, welches einem den Schlaf raubt. Für Kinderlose mag das abstrakt und verquer klingen, ich kann dem zustimmen. Als Mama hat es allerdings alles seine Richtigkeit. Es ist Evolution. Es ist ein Wachsen-mit-den-Aufgaben. Es ist Erfahrung, die man macht. Es ist so, wie es ist!