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Windelfrei? Abhalten? Oder einfach: Jede Windel zählt?

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Wegwerf-Windeln
Wegwerf-Feuchttücher
Wegwerf-Unterlagen

Plastik-Windeleimer und parfümierte Plastik-Müllbeutelchen....

Ja, so sah der Beginn aus. Das waren einige der Dinge, die wir damals in der Schwangerschaft mit dem Sohn gekauft und auch eine ganze Weile, ohne uns weitere Gedanken zu machen, verwendet haben. Es war einfach so. Jeder macht das so. Es gab keine Vorbilder oder Eltern, die es anders machten. Bzw. wenn es dann doch mal EINER anders machte, dann runzelte ich und eben auch die anderen Eltern, die Stirn und fragten uns, wieso? Wieso Stoffwindeln? Oder gar windelfrei? Was für eine Arbeit, was für eine Absurdität! Gar ohne Windeln! Da wird ja alles vollgepinkelt und gar noch schlimmeres....

Zum Glück gibt es Internet. Im Word Wide Web lernt man so einige Eltern kennen, die es ANDERS machen. Ob nun unterschiedlichste Erziehungs- bzw. Beziehungsansätze mit den Kindern, als auch Eltern die ihre Kinder tragen, die ihre Kinder mit Stoffwindeln wickeln und solche Eltern, die ihre Kinder sogar abhalten. 

Seit Beginn der Elternzeit und mit dem intensiven Lesen in Elternforen, Facebook-Gruppen und vielen Blogs stolperte ich also immer wieder über diese Themen. Immer wieder las ich also darüber, immer mehr wurde es dadurch nicht mehr absurd und komisch, sondern es schien doch irgendwie auch möglich zu sein und wohl auch garnicht so kompliziert, wie ich zunächst dachte.

Mit dem Sohn begann ich dann doch noch mit den Stoffwindeln. Er war zu diesem Zeitpunkt schon 16 Monate alt. Für mich kein Hinderungsgrund, denn der Leitspruch ist: Jede Windel zählt! Jede Wegwerfwindel, die durch die Verwendung von Stoffwindeln ungenutzt bleibt, ist gut für das Kind und gut für die Umwelt.

Durch diese gemachten Erfahrungen war schnell klar, dass ich die Tochter von Beginn an mit Stoffwindeln wickeln würde und auch das Thema Abhalten schien mir garnicht mehr so undenkbar. Es wirkte für mich wie eine logische Schlußfolgerung. Wer möchte denn schon in seinen Ausscheidungen liegen wollen? Wer wollte es nass am Po? 

Ich versuchte es also nach der Geburt mit dem Abhalten, nach anfänglichen Erfolgen, klappte es aber irgendwie garnicht und durch meine Erschöpfung und der ständigen Verfügbarkeit meiner Tochter gegenüber, ließ ich es dann doch sein. Was ich aber durch das genaue Beobachten feststellen konnte, war doch, dass meine Tochter auf Ausscheidungen in der Windel reagierte und dann unruhig wurde. Sie wollte nicht darin liegen, sie wollte zügig eine frische Windel.  Diesem Wunsch, dieser Kommunikation durch sie, kam ich dann natürlich direkt nach.

Vor Wochen las ich dann wieder öfters über Windelfrei und die Kommunikation mit dem Baby in meiner Facebook-Timeline. Es motivierte mich, es nun doch wieder zu versuchen und ich probierte es erneut.
Immer nach dem Wickeln, hielt ich die Tochter ab und schnell fand ich heraus, morgens nach dem Aufstehen, da klappt es am Besten. Da wird sich direkt von der langen Nach erleichtert und gerade bei Stuhl merkte ich schnell gewisse Anzeichen, die im Vorfeld da waren, wie etwa häufigeres Pupsen. Unruhig sein beim Stillen, plötzliches Meckern, obwohl doch gerade noch alles ok war, nicht einschlafen können, obwohl die Tochter hundemüde ist. Solche Zeichen zeigten, am besten sollte ich sie mal abhalten und tatsächlich wurde ich mit Erfolgen belohnt.
Auch Auswärts bei Freunden am See und bei meinen Eltern Zuhause, habe ich diese Zeichnen nun schon erkannt.

Natürlich klappt das bei Weitem nicht immer, manchmal bin ich nicht schnell genug und nur Pipi erkenne ich irgendwie auch ganz, ganz selten... aber ich sag mir einfach: Jede Windel zählt! Denn auch jede gesparte Stoffwindel schont die Umwelt! Und ich lerne meine Tochter mit jedem Mal etwas besser zu verstehen und ich kann ihr helfen sich zu erleichtern ohne sich selbst beschmutzen zu müssen. 

Von Wegwerfwindeln, zu windelfrei. Das ist schon ein großer Schritt und wie viele Mamis schon in ihren Blogartikeln beschrieben haben, windelfrei ist einfach eine blöde Übersetzung. Wir praktizieren nicht windelfrei. Wir halten ab, wenn es unsere Tochter kommuniziert. Wir versuchen zu beobachten und zu deuten. Wir lernen als Eltern jeden Tag dazu und entwickeln uns mit unseren Kindern weiter.
Wir müssen und sollten nicht erst damit beginnen unsere Kinder zu beobachten, wenn sie im Kleinkindalter keine Windeln mehr tragen möchten und wir verhindern wollen, das die Kleidung nass wird. Die gleichen Beobachtungen könnten wir schon bei unseren Babys tun. Wir haben es leider verlernt, auf diese Zeichen zu achten. Wir haben in unserem Umfeld meist keine Vorbilder, die uns dies zeigen könnten. Viele von uns, stolpern genau wie ich auch, erst im Internet über diese Möglichkeiten und sind damit meist überfordert und trauen es sich aus Unwissenheit nicht. Es wirkt zunächst so arbeitsintensiv, so viel und umfangreich. 

Ich hab mich auch lange nicht getraut, ich dachte an neumodischen Blödsinn und an Arbeit, die ich mir sicherlich nicht zusätzlich noch aufhalsen werde. Gelernt habe ich aber: Mit Stoff zu wickeln, macht mir persönlich keine wirkliche Arbeit mehr. Ich schütze damit meine Kinder, ich helfe der Umwelt. Gelernt habe ich auch, windelfrei muss man nicht so verbissen sehen, mit dem Zwang wirklich windelfrei sein zu müssen. Wir verwenden weiterhin Stoffwindeln und halten ab, wann es passt und ich die Signale meiner Tochter verstehe. Einfach machen, einfach probieren. Von einer abgewunkenen Absuridität zu einer Alltäglichkeit, einfach durch Sichtweisenänderung, durch neue Blickrichtungen, durch Erfahrungen anderer Eltern. Ich mag das Internet und meine Bloggerblase sehr. Ich fühle mich wohl bei den Blogs und den Facebook-Gruppen die ich lese und lerne dazu. Und gerade bei diesem Thema bin ich sehr froh, dass ich meine Einstellung ändern konnte. 

Denn, jede Windel zählt!


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